3. Symphoniekonzert

Mirga Gražinytė-Tyla Dirigentin
Rudolf Buchbinder Klavier

Mieczysław Weinberg

  • Symphonie Nr. 3 h-moll op. 45

Ludwig van Beethoven

  • Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15

Ralph Vaughan Williams

  • »Fantasia on a Theme by Thomas Tallis«

Im 1919 geborenen Mieczysław Weinberg verdichtet sich das hochkomplexe 20. Jahrhundert: Als Kind moldawischer Juden, die 1903 nach Krakau flüchteten, musste er nach dem deutschen Überfall auf Polen erneut fliehen und geriet danach sogleich in Stalins Visier. Dmitri Schostakowitsch, der gemeinsam mit Weinberg des »Formalismus« bezichtigt wurde, setzte sich für den Kollegen ein. Beide blieben lebenslang Freunde, beide schufen zahlreiche Symphonien. Ein Epigone aber ist Weinberg nicht, wie seine kammermusikalisch inspirierten Werke zeigen: Die 1949 entstandene Dritte reflektiert das Postulat des sozialistischen Realismus, verarbeitet die geforderten Volkslieder aber überraschend unkonventionell.

Konzerteinführung jeweils 45 Minuten vor Beginn im Opernkeller der Semperoper.

  • Sonntag
    19.11.2023
    11:00 Uhr
    Semperoper
  • Montag
    20.11.2023
    19:00 Uhr
    Semperoper
  • Dienstag
    21.11.2023
    19:00 Uhr
    Semperoper

Mirga Gražinytė-Tyla

Seit Beginn der Saison 2016/17 ist Mirga Gražinytė-Tyla Musikdirektorin des City of Birmingham Symphony Orchestra, wo sie in der Nachfolge von Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Sakari Oramo und Andris Nelsons steht. Ihr Debüt mit dem Orchester gab die junge Dirigentin bereits im Juli 2015, woraufhin sie prompt für Januar 2016 wieder eingeladen wurde.

Als Kind einer Musikerfamilie in Vilnius, Litauen hineingeboren, studierte Mirga Gražinytė-Tyla zunächst Chor- und Orchesterdirigieren an der Grazer Universität für Musik und darstellende Kunst in Österreich. Anschließend vertiefte sie ihre Studien am Konservatorium in Bologna, an der Musikhochschule Leipzig und an der Zürcher Hochschule der Künste. Gražinytė-Tyla verbindet in ihrer Person dynamische Jugendlichkeit und zugleich eine für ihr Alter enorme Tiefgründigkeit. Sie imponiert durch kreative und technische Stärke.

2009 wurde Mirga Gražinytė-Tyla in das Dirigentenforum des Deutschen Musikrates aufgenommen und gab im darauffolgenden Jahr ihr Operndebüt mit »La Traviata« in Osnabrück. Zur Saison 2011/12 wurde sie für zwei Spielzeiten als 2. Kapellmeisterin beim Theater und Orchester Heidelberg verpflichtet, wechselte dann 2013/14 als 1. Kapellmeisterin an das Konzert Theater Bern, wo sie unter anderem in »La Traviata« und »Das schlaue Füchslein« zu erleben war. Von 2015/16 bis zum Ende der Spielzeit 2016/17 war Gražinytė-Tyla Musikdirektorin des Salzburger Landestheaters. Schon in 2014/15 leitete sie dort Neuproduktionen von »Die Zauberflöte« und »Tahrir« (UA).

International machte Mirga Gražinytė-Tyla bereits 2012 auf sich aufmerksam, als sie bei den Salzburger Festspielen mit dem begehrten »Salzburg Festival Young Conductors Award« ausgezeichnet wurde, der ihr eine Zusammenarbeit mit dem Gustav Mahler Jugendorchester ermöglichte. Ein Dudamel Fellowship beim Los Angeles Philharmonic gab ihr kurz darauf die Gelegenheit, als Einspringerin ein Abonnementkonzert zu dirigieren. Zur Spielzeit 2014/15 wurde sie vom Los Angeles Philharmonic für zwei Spielzeiten als Assistant Conductor verpflichtet, nach überwältigendem Zuspruch von Orchester wie Publikum wurde sie dort für 2016/17 zum Associate Conductor befördert.

Mit der Kremerata Baltica und Gidon Kremer verbindet sie seit 2013 eine enge Zusammenarbeit, die sie unter anderem im Juni 2015 mit einer »Hommage à Mieczysław Weinberg« – einem Œuvre, mit dem sie sich intensiv befasst – zu den Wiener Festwochen und in den Wiener Musikverein führte.

Die junge Litauerin hat Einladungen zahlreicher Orchester angenommen, darunter Litauisches Nationalsinfonieorchester, HR Sinfonieorchester Frankfurt, Chor des Bayerischen Rundfunks, Beethoven Orchester Bonn, Wiener Kammerorchester und Wiener Konzerthaus, Chamber Orchestra of Europe beim Lucerne Festival, Radio-Sinfonieorchester Wien, Camerata Salzburg, Mozarteumorchester Salzburg, Danish National Symphony Orchestra, Helsinki Philharmonic. Sie hat zahlreiche Opern in Bern, Heidelberg, Salzburg und an der Komischen Oper Berlin dirigiert.

Rudolf Buchbinder

Klavier

Rudolf Buchbinder zählt zu den legendären Interpreten unserer Zeit. Die Autorität einer mehr als 60 Jahre währenden Karriere verbindet sich in seinem Klavierspiel auf einzigartige Weise mit Esprit und Spontaneität. 

Als maßstabsetzend gelten insbesondere seine Interpretationen der Werke Ludwig van Beethovens. 60 Mal führte er die 32 Klaviersonaten auf der ganzen Welt bisher zyklisch auf und entwickelte die Interpretationsgeschichte dieser Werke über Jahrzehnte weiter. Als erster Pianist spielte er bei den Salzburger Festspielen sämtliche Beethoven Sonaten innerhalb eines Festspiel-Sommers.

Anlässlich des 250. Geburtstags Ludwig van Beethovens widmete der Wiener Musikverein Rudolf Buchbinder in der Saison 2019/20 einen eigenen Zyklus der fünf Beethoven Klavierkonzerte. Als Solist spielt er diese mit dem Gewandhausorchester Leipzig unter Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons, den Wiener Philharmonikern unter Riccardo Muti sowie mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, den Münchner Philharmonikern und der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter ihren Chefdirigenten Mariss Jansons, Valery Gergiev und Christian Thielemann.

Buchbinders Repertoire reicht von Bach bis zu zeitgenössischen Werken, welches er in über 100 Aufnahmen, viele von ihnen preisgekrönt, dokumentierte. Als maßstabsetzend gelten insbesondere seine Interpretationen der Werke Ludwig van Beethovens. Mit seinen zyklischen Aufführungen der 32 Beethoven Sonaten entwickelte er die Interpretationsgeschichte dieser Werke über Jahrzehnte weiter.

Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Mariss Jansons kehrte Rudolf Buchbinder außerdem im Rahmen einer Tournee in die Elbphilharmonie Hamburg, die Philharmonie de Paris, Philharmonie Luxembourg und in die Carnegie Hall New York zurück.

In Anlehnung an Beethovens berühmte Diabelli-Variationen op. 120 entstand auf Initiative von Rudolf Buchbinder ein neuer Zyklus von Diabelli-Variationen. Der Auftrag wurde von verschiedenen Konzertveranstaltern weltweit und mit Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung an elf führende Komponisten der Gegenwart vergeben. Die Weltersteinspielung der Neuen Diabelli Variationen auf dem Doppel-Album "The Diabelli Project" markiert den Beginn der exklusiven Partnerschaft zwischen Rudolf Buchbinder und der Deutschen Grammophon.

Rudolf Buchbinder ist Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker, der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, der Wiener Symphoniker, der Sächsischen Staatskapelle Dresden und des Israel Philharmonic Orchestra.

Seit 2007 ist Rudolf Buchbinder Künstlerischer Leiter des Grafenegg Festivals.